Gänsehaut pur
Ein Halleluja auf das Stadtbad

©Manfred Boide | Halle-Nachrichten

Das war ein phänomenaler Auftakt der Spendenkampagne für das Römisch-Irische Bad in Halle! Der Anlass war: 108 Jahre Stadtbad Halle. Der Grund war ein anderer.
In drei Stunden kamen fast 400 Besucher ins Stadtbad, um dem historischen Kleinod die Ehre zu erweisen. Viertelpoet und Gäste spielten vor 300* Gästen: rockig, lyrisch, romantisch feierten sie ihr Stadtbad. Gänsehaut pur: „Spätestens als Viertelpoet-Sänger Frank Schlüter zur Melodie von Leonard Cohens „Hallelujah“ die neue Stadtbad-Hymne aus eigener Feder anstimmte, war die magische Stimmung dieses Abends fast mit Händen zu greifen. „Wir woll’n unser Bad, wir singen es laut, in allen seinen Teilen, so wie es gebaut.“ (Annette Herold-Stolze, MZ 19.02.2024)

Dies war der Anlass für die Veranstaltung und die damit verbundene Spendenaktion des Fördervereins Zukunft Stadtbad Halle. e.V., in der im ersten Schritt die Rekonstruktion der historischen Malereien im irisch-römischen Bad finanziert wird.

Auch wenn aufgrund des starken bürgerschaftlichen Engagements Fördermittel in Millionenhöhe in die Sanierung fließen, liegt der Fokus aufgrund der Preissteigerungen der letzten Jahre auf der Instandsetzung der Schwimmhallen. Ziel der letzten Jahre und Grund für die Bereitstellung der Mittel für das Stadtbad ist das „Gesundheitsbad Stadtbad“. Das heißt: die beiden Schwimmhallen, das alte Brause- und Wannenbad, das Irisch-Römische Bad sowie die angrenzenden und zugehörigen Technikbereiche. Eine Reaktivierung als Gesundheitsbad macht wirtschaftlich Sinn, da dadurch Verluste durch Krankenkassen finanzierte Anwendungen ausgeglichen werden können. Das war und ist unser Ziel, das ist der Auftrag der Hallenserinnen und Hallenser.

Die aktuellen Planungen der Bäder Halle GmbH sehen jedoch vor, dass Teile des Stadtbades zweckentfremdet werden. Die Position des Fördervereins, die von Mitgliedern des Beratungsgremiums seit 2022 klar kommuniziert wird, ist: Wenn die Mittel nicht ausreichen, um Bereiche zu reaktivieren, sollen diese erhalten und gesichert werden, es soll versucht werden, mit neuen Mitteln schrittweise zu sanieren und es sollen keine Fakten geschaffen werden, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

Der Presse war zu entnehmen: „In einem Teil der ehemaligen irisch-römischen Sauna sollen die Personal- und Aufenthaltsräume für die Mitarbeitenden entstehen.“ (Annette Waldenburger, im MDR Hörfunk 16.02.2024).  Konkret sehen die Pläne folgende Maßnahmen für die Funktionseinheit irisch-römiches Bad vor:

  • im Ankleide-/ Auskleidebereich (Apodyterium) der Besucher werden Glaswände eingezogen, um Sozialräume für die Mitarbeiter zu schaffen
  • im Ruheraum (Frigidarium / Revitalisierung) werden Wände herausgerissen (Zusatzeinbauten aus DDR-Zeiten sowie historischer Originalbaubestand von 1916) für Betriebsrat, Umkleiden und Teeküche. Unter der Gewölbedecke werden Regale eingezogen

Die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit ist nicht ersichtlich. In dem Bereich, in dem sich die Mitarbeiter derzeit aufhalten (ehemalige Wannenabteilung mit Duschen, Umkleiden, Toiletten, Betriebsrat usw.) und der derzeit nicht für eine spätere wirtschaftliche Nutzung saniert wird, entsteht ein Leerstand von mindestens 170 m² und der Bereich verfällt. Darüber hinaus sehen die Mitarbeiter keine Notwendigkeit, in das irisch-römische Bad umzuziehen.

Das bedeutet: Das Römisch-Irische Bad wird als Funktionseinheit zweckentfremdet! Potenzielle Investoren werden abgeschreckt, da sie die Einbauten zurückbauen und neue Flächen für die Mitarbeiter schaffen müssen. Öffentliche Mittel können nicht mehr eingesetzt werden, da dort aus den aktuellen Mitteln eine Fördermittelbindung besteht.

Das irisch-römische Bad ist einzigartig.
Im gesamten mitteldeutschen Raum gibt es keine vergleichbaren Anlagen in betriebenen und erhaltenen historischen Stadtbädern. Für das Stadtbad würde die Umnutzung eine Minimierung des Denkmal- und Immobilienwertes bedeuten. Für die Stadt würde es die Zerstörung eines Filetstücks historischer lebendiger Baukultur bedeuten und die Chance auf ein Alleinstellungsmerkmal zunichte machen.

Gerade vor dem Hintergrund der Themen lebendige Städte, Belebung der Innenstadt und Zukunftszentrum ist es wichtig, Räume zur Belebung zu schaffen und nicht zu zerstören.

*Aus Sicherheitsgründen können maximal 300 Personen gleichzeitig in der Frauenhalle sein. Wir bitten um Entschuldigung, wenn jemand aus Kapazitätsgründen nicht an der Veranstaltung teilnehmen kann.

Eine Überweisung ist möglich an
Förderverein Zukunft Stadtbad Halle e.V.
IBAN: DE71 8005 3762 1894 0420 06
Spendenzweck: SaunaRetter
Saalesparkasse Halle

Halleluja auf das Stadtbad
Text: Frank Schlüter, Viertelpoet || Melodie: Halleluja, L. Cohen

Die Alten haben uns einen Schatz anvertraut
er wurde vor hundertacht Jahren gebaut
es war das Stadtbad in Halle an der Saale
Wilhelm Jost war der Meister mit seinem Geschick
schuf er dieses Wunder zu unserem Glück
Gesundheit sollt es geben, doch für alle

Halleluja

Wir staunen noch heute, welch herrliche Pracht
und nur für das hallesche Volk war´s gemacht
zu schwimmen und zu baden, welche Wonne
es fiel langsam ein, es stand voll im Gram
war fast schon perdu, bis Badfreunde kam´
zu wandeln alle Schatten in Licht und Sonne

Halleluja

Wir wolln unser Bad, wir singen es laut
in all seinen Teilen, so wie es gebaut
mit all den wundersamen Ornamenten
die ganze Stadt feiert, die ganze Stadt singt
zu unserm Konzert hier, das Mut und Kraft bringt
drum lasst uns doch für unser Stadtbad spenden

Halleluja