Sanierung des Stadtbades
Aktuelle Planungen gefährden den Denkmalwert

So schön kann man Stadtbäder sanieren. Die Bäder Halle GmbH bekommt von Bund und Land 19,9 € Millionen Euro für die denkmalgerechte Sanierung des Stadtbades. 𝗗𝗶𝗲 𝗮𝗸𝘁𝘂𝗲𝗹𝗹𝗲𝗻 𝗣𝗹𝗮𝗻𝘂𝗻𝗴𝗲𝗻 𝗺𝗶𝗻𝗶𝗺𝗶𝗲𝗿𝗲𝗻 𝗷𝗲𝗱𝗼𝗰𝗵 𝗱𝗲𝗻 𝗗𝗲𝗻𝗸𝗺𝗮𝗹- 𝘂𝗻𝗱 𝗜𝗺𝗺𝗼𝗯𝗶𝗹𝗶𝗲𝗻𝘄𝗲𝗿𝘁 𝗱𝗲𝘀 𝗦𝘁𝗮𝗱𝘁𝗯𝗮𝗱𝗲𝘀.

In den aktuellen Planungen ist u.a. vorgesehen,

  • Teile des Funktionsbereichs irisch-römisches Bad umzubauen (Prunkstück des Stadtbades und Alleinstellungsmerkmal in der Region)
  • Das raumbildprägende Bauelement Tonnengewölbe der Männerhalle nicht zu rekonstrurieren.

Fachplaner sehen dadurch Kernbereiche des Denkmalschutzes in Frage gestellt.

Im Folgenden gehen wir auf diese beiden Hauptprobleme bei der bevorstehenden Sanierung ein.

Die Kathedrale des Schwimmen
Das Tonnegewölbe der Männerhalle

Kathedralen des Schwimmens werden sie bezeichnet und das nicht ohne Grund: Geben die gewölbten Dächern den Schwimmhallen doch eine Erhabenheit mittelalterlicher Kirchen, lichtdurchflutet und edel – und vorallem funktional.
Die Bäder GmbH und die Stadtwerke Halle GmbH, als Bauherren, planen die Männerhalle ohne das Tonnengewölbe zu errichten. Obwohl ausreichend Deckungsmittel benannt wurden.

Die Dächer historische Stadtbäder wurden nicht ohne Grund gewölbt errichtet, über dem Gewölbe erhob sich dann ein hohes Satteldach. Die Tonnengewölbe, sogenannte Kaltdächer, minimierten die Raumhöhe und es entstand ein Zwischenraum mit Luft: Dämmung.

Zahlreiche Vorteile für die Rekonstruktion des Tonnengewölbes liegen auf der Hand: Der Förderverein mit Vertretern des Beratungsgremiums (Sanierung Stadtbad) setzen sich für die denkmalgerechte Sanierung der Männerhalle ein und haben durch Experten eine Stellungnahme erarbeitet, die den Politikern und Bauherren zur Verfügung gestellt wurde.

Hier ein kurzer Auszug aus der Stellungnahme. Das PDF finden Sie unter dem Text.

Anbei einige Aspekte zu den Auswirkungen des Wegfalls des Tonnengewölbes in der Männerhalle
𝗕𝗮𝘂𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲 𝗔𝘀𝗽𝗲𝗸𝘁𝗲
  • das Tonnendach ist ein elementares Bauelement in allen historischen Stadtbädern
  • es ist ein raumüberfangendes, raumbildprägendes und energetisches Bauelement
  • Minimierung des Alleinstellungsmerkmals des Stadtbades im Vergleich zu anderen Schwimmhallen in Halle
  • Erzeugt völlig verfälschte Optik und Raumwirkung
𝗗𝗲𝗻𝗸𝗺𝗮𝗹𝗽𝗳𝗹𝗲𝗴𝗲𝗿𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗔𝘀𝗽𝗲𝗸𝘁𝗲
  • die Erhabenheit dieser Räume, die mittelalterlicher Kathedralen gleicht, wird unwiederbringlich zerstört
  • Rückführung der Tonne würde ursprl. Ästhetik des Raumes wieder herstellen
𝗘𝗻𝗲𝗿𝗴𝗲𝘁𝗶𝘀𝗰𝗵𝗲 𝗔𝘀𝗽𝗲𝗸𝘁𝗲
  • Wärmedämmung: Das Gewölbe bildet eine zusätzliche Schicht, die als natürlicher Isolator fungiert. Es verlangsamt den Wärmeverlust und hilft, die Raumtemperatur zu regulieren.
  • Thermische Trägheit: Gewölbe haben eine hohe Wärmespeicherkapazität, was bedeutet, dass sie die Wärme effektiv aufnehmen und langsam wieder abgeben können. Dies trägt dazu bei, Temperaturschwankungen zu reduzieren und ein stabileres Raumklima zu schaffen
  • Luftraum: Der entstehende Luftraum zwischen dem Gewölbe und dem darüber liegenden Dach bildet eine zusätzliche Isolationsschicht. Dieser Luftraum dient als Pufferzone und verhindert, dass Wärme direkt durch das Dach entweicht.
  • Energieeffizienz: Durch die Reduzierung des Wärmeverlustes und die Schaffung eines gleichmäßigeren Raumklimas können Gewölbe dazu beitragen, den Energieverbrauch des Gebäudes zu senken. Dies führt zu einer verbesserten Energieeffizienz und Kostenersparnis.
    Konstruktionszeichnung von Tonnedach und steilem Satteldach. Stadtarchiv Halle.

    Konstruktionszeichnung von Tonnedach und steilem Satteldach. Stadtarchiv Halle.

Alleinstellungsmerkmal & Prunkstück
Das Irisch-Römische Bad

Das Irisch-Römisch Bad ist etwas ganz Besonderes. Kaum erhalten und noch weniger betrieben, konnten nur weniger Dampfbäder dieser Art erhalten bleiben. Die Stadt Halle hat jetzt die Chance, in der geplanten Sanierung dieses Prunkstück für Halle zu erhalten.

Jedoch reichen die Gelder nicht für eine Sanierung. Umso wichtiger ist es jetzt, keine Maßnahmen einzuleiten, die eine spätere Nutzung und wirtschaftliche Reaktivierung (Vermietung / Eigeneinnahmen) verhindern.

Die aktuellen Planungen sehen vor, Teile dieser wertvollen Funktionseinheit Irisch-Römisches Bad, aus ehemaligen Ankleidebereichen, Duschen, Saunabereichen und Ruheräumen, umzubauen. Eine Nutzung des Prunkstücks des Stadtbades als Irisch-Römisches Bad wird damit auf Dauer verhindert und der Denkmal- und Immobilienwert des Stadtbades reduziert.

Potenzielle Investoren würden weniger Anreiz haben, mittel- oder längerfristig zu investieren, obwohl in diesen Bereichen wirtschaftliches Potenzial (Bsp. anderer erfolgreich betriebener hist. Bäder) liegt.

Da die Gelder für eine Sanierung nicht ausreichen, wäre es wesentlich, wenigstens das irisch-römische Bad zu konservieren und nicht umzubauen. Damit würden zudem Geld innerhalb der Sanierung für andere Bereich frei.

Ein Umbau der Räume für Toiletten, Duschen und Aufenthaltsräume ist sanierungstechnisch- und wirtschaftlich nicht notwendig, da die Mitarbeiter bereits unausgeschöpfte Raumpotenziale im Stadtbad haben. Zudem würde man Sanierungskosten sparen, wenn man die Sauna nicht umbaut und nur konserviert. Die freigewordenen Gelder kann man u.a. für die Rekonstruktion des Tonnengewölbes nutzen.

Der Förderverein ist mit Fachplanern (Harry Jost, Jost Consult GmbH, und Thomas Dietzsch, Dietzsch & Weber Architekten BD) Teil des Beratungsgremiums zur Sanierung des Stadtbades. Der Stadtrat hat dieses Gremium im Dezember 2020 beschlossen. Mitglieder des Beratungsgremiums haben die Stellungnahmen erarbeitet und allen Mitgliedern des Beratungsgremiums und Stadträten zur Verfügung gestellt.

Bis jetzt wurden durch den Bauträger, die Bäder Halle GmbH, keine Gespräche zu den Problemen gesucht und kein Feedback gesendet.